Alles, was Sie über die Kindersitzpflicht in Deutschland wissen müssen
In Deutschland ist die Verwendung eines Autositzes für Babys und Kinder gesetzlich vorgeschrieben. Doch wir von Avis wissen, dass die Regelungen besonders für frischgebackene Eltern oder solche, die nur selten Auto fahren, etwas kompliziert sein können. Vielleicht fragen Sie sich, bis wann Kindersitzpflicht herrscht, oder ab wann man ohne Kindersitz fahren darf.
Aus diesem Grund bieten wir Ihnen diesen hilfreichen Ratgeber mit Wissenswerten zur Kindersitzpflicht in Deutschland: Erfahren Sie alles Wichtige über Vorschriften zu Kindersitz oder Sitzerhöhung, wie Sie den passenden Kindersitz finden und welche Strafen ohne Kindersitz drohen.
Warum benötigen Kinder einen Kindersitz im Auto?
Um im Falle eines Unfalls ernsthafte Verletzungen zu vermeiden, müssen Fahrzeuge über Sicherheitsgurte verfügen. Die Autogurte werden jedoch für Menschen mit einer Körpergröße ab 1,50 m entwickelt und getestet.
Aus diesem Grund bieten klassische Autogurte keinen ausreichenden Schutz für Kinder. Ohne einen Kindersitz kann ein Sicherheitsgurt im Falle eines Unfalls schwere und sogar tödliche Verletzungen bei einem Kind verursachen, da er nicht ideal am Körper anliegt.
Bei Kindern verläuft der Schultergurt in der Regel zu nah am Hals, wo nicht nur die Wirbelsäule, sondern auch lebenswichtige Arterien verlaufen. Und anstatt die Taille zu sichern, verläuft der Beckengurt beim Kind auf Magenhöhe. Das könnte bei einem Zusammenstoß zu ernsthaften Organverletzungen führen.
Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder im Auto in einem passenden Kindersitz gesichert werden. Die ältere UN ECE Reg. 44 Norm unterteilt Kindersitze in fest definierte Gewichtsklassen, die aktuellste Norm i-Size (UN ECE Reg. 129) orientiert sich wiederum an der Größe des Kindes.
Welche Kriterien muss ein Kindersitz in Deutschland erfüllen?
Die Kindersitzpflicht in Deutschland besagt, dass Kinder, die jünger als 12 Jahre bzw. kleiner als 150 m sind, in einem angemessenen Kindersitz oder auf einer Sitzerhöhung sitzen müssen, wenn sie in einem Fahrzeug mitfahren. Es gibt auch zahlreiche Kriterien, die erfüllt werden müssen, damit ein Autositz für Kinder geeignet ist und den gesetzlichen Regeln für Kindersitze in Deutschland entspricht.
Zunächst einmal muss der Kindersitz den EU-Standard für die Größe bzw. das Gewicht des Kindes einhalten und entsprechend den Anweisungen des Herstellers korrekt angepasst werden. Sie dürfen nur Kindersitze verwenden, die durch EU-Gesetze genehmigt sind. Dies erkennen Sie an einem großen „E“ mit einem Kreis drumherum, das sich auf dem Sitz befindet, z. B. auf einem Etikett.
Natürlich muss der Kindersitz auch zum Fahrzeug passen, in dem er genutzt werden soll. Das bedeutet, der Sitz sollte sich mit einem diagonal verlaufenden Standard-Gurt oder an den ISOFIX-Punkten sichern lassen.
Außerdem gilt es zu beachten, dass rückwärtige Babyschalen nur dann auf dem Beifahrersitz erlaubt sind, wenn der Front-Airbag deaktiviert wurde. Für größere Kinder sollte ein möglichst großer Abstand zum aktivierten Airbag herrschen.
Laut aktueller i-Size-Norm (UN ECE Reg. 129) müssen Kindersitze für Babys immer rückwärts zur Fahrtrichtung reisen. Dies bietet den Kleinen bei Unfällen den besten Schutz vor Verletzungen, da die Aufprallwucht hier größtmöglich abgefedert wird.
So finden Sie den passenden Kindersitz
Kindersitzpflicht Deutschland – Nach Gewicht
Die Kindersitze nach Norm UN ECE Reg. 44 sind in unterschiedliche Gruppen basierend auf dem Körpergewicht unterteilt. Die Gewichtsangaben sind bindend, jedoch gelten die Altersbereiche lediglich als Hinweise. Die Kindersitz-Gruppen sehen wie folgt aus:
Klasse 0 – bis 10 kg (bis 1 Jahr): Babyschale, quer- oder rückwärtsgerichtet
Klasse 0+ – bis 13 kg (bis 1,5 Jahre): Babyschale, rückwärtsgerichtet
Klasse I – 9 bis 18 kg (1,5 Jahre bis 4 Jahre): Kindersitz vorwärts oder Reboarder rückwärts
Klasse II – 15 bis 25 kg (bis 7 Jahre): Sitzerhöhung mit/ohne Rückenstütze, vorwärts, oder Reboarder rückwärts
Klasse III – 22 bis 36 kg (7 bis 12 Jahre): Sitzerhöhung mit/ohne Rückenstütze, vorwärts
Sie sollten Ihr Kind in keinen Sitz der höheren Gruppe setzen, solange es bei der vorherigen Gruppe nicht das maximale Gewicht erreicht hat. Wenn die Passform des Kindersitzes nicht stimmt, kann dies bei Unfällen zu schwerwiegenden Verletzungen führen.
Um festzustellen, ob Ihr Kindersitz den Gesetzen zur Kindersitzpflicht in Deutschland entspricht, überprüfen Sie, ob Sie darauf das große „E“ in einem Kreis und „ECE R44“ finden.
Kindersitzpflicht Deutschland – Nach Größe
Nach der i-Size Norm, der neuesten Zulassungsnorm, werden die Kindersitze nach Körpergröße eingeteilt. Die Einteilung erfolgt vom Hersteller und wird auf dem Kindersitz angegeben. Bei der Zulassung wird dann entsprechend überprüft, ob der Sitz im gesamten angegebenen Größenbereich ausreichend Schutz bietet. Damit entfällt die Einteilung in starre Kindersitz-Gruppen und wird durch eine vom Hersteller festgelegte Größenspannweite abgelöst.
Bisher haben sich folgende Einteilungen am Markt etabliert:
• ab Geburt bis 75 cm (Babyschalen, bis 15 Monate)
• ab Geburt bis 105 cm (Reboarder oder drehbare Sitze, 0 bis 4 Jahre)
• ab 60 cm bis 105 cm (4 Monate bis 4 Jahre)
• ab 100 cm bis 150 cm (4 bis 12 Jahre)
Kindersitz oder Sitzerhöhung – was ist der Unterschied?
Es gibt einige wichtige Unterschiede zwischen Kindersitzen und Sitzerhöhungen, die Sie kennen sollten, um die richtige Wahl für Ihr Kind zu treffen.
Kindersitze sind für Babys und jüngere Kinder gedacht und sichern diese mit einem 3- oder 5-Punkte-Geschirrsystem. Diese Geschirr-Gurte verteilen im Falle eines Unfalls den Druck, damit die wichtigsten Körperbereiche des Kinds besser geschützt sind. Kindersitze verfügen über eine harte, geschwungene Rückenpartie mit erhöhten Kanten, um die Kleinen bestmöglich zu schützen.
Sitzerhöhungen sind für Kinder über 15 kg und bis zu einem Alter von 12 Jahren gedacht. Der Sitzerhöher sorgt dafür, dass der Sicherheitsgurt an der richtigen Stelle über den Körper des Kindes verläuft, um es sicher zurückhalten zu können.
Drohen ohne Kindersitz Strafen in Deutschland?
Ja! Wenn Sie ein Kind ohne Kindersitz im Auto mitnehmen, droht ein Verwarngeld von 30 Euro, bei mehreren Kindern 35 Euro. Wird das Kind gänzlich ungesichert transportiert, kostet dies 70 Euro sowie einen Punkt in Flensburg, bei mehreren Kindern 75 Euro plus den Punkt in Flensburg.
Es liegt in der Verantwortung des Autofahrers, dafür zu sorgen, dass alle Mitfahrer – egal, ob Kinder oder Erwachsene – korrekt und sicher auf ihren Sitzen angeschnallt sind.
Ausnahmen zur Kindersitzpflicht
Wie bereits ausgeführt, müssen Kinder in der Regel einen Kindersitz bzw. Sitzerhöher nutzen, bis sie 12 Jahre alt oder mindestens 1,50 m groß sind. Doch wie sieht es bei folgenden Situationen aus?
Taxis
Generell gilt die Kindersitzpflicht auch in Taxis – mit gewissen Sonderregelungen: Taxis müssen zwei Kindersitze für Kinder ab 9 kg mitführen, einer davon muss für Kinder bis 18 kg geeignet sein. Babyschalen für jüngere Kinder müssen vom Fahrgast gestellt werden.
Minibusse
In diesen Fahrzeugen gelten die gleichen Regeln wie in einem Pkw. Erst ab einem Gewicht von 3,5 Tonnen entfällt die Pflicht.
Im Notfall
Im Notfall, beispielsweise, um ein Kind schnell zu einem Arzt zu bringen, dürfen Sie es auch ohne entsprechende Sitze im Auto transportieren. Sollten Sie aber wissen, dass es zu einer Fahrt mit Kind an Bord kommt, gilt die normale Kindersitzpflicht.
Wenn für einen dritten Kindersitz kein Platz ist
Manchmal kann es auf der Rückbank ganz schön eng werden. Wenn das Kind mindestens drei Jahre alt ist, kann es dort notfalls ohne Sitz Platz nehmen – die Anschnallpflicht gilt aber trotzdem.
Rettungsfahrzeuge
In Rettungsfahrzeugen dürfen Kinder mitfahren, soweit sie anderweitig ausreichend gesichert sind.
FAQ zu Kindersitzen
Wo ist der beste Platz für den Kindersitz?
Der beste Platz für den Kindersitz im Fahrzeug, der auch am meisten Schutz bietet, ist der mittlere Platz auf der Rückbank. Denn auf dieser Position hat das Kind den größten Abstand zu Seiten-Airbags und Vordersitzen.
Wann sollte man von einem rückwärts gewandten Kindersitz zu einem nach vorne gerichteten Sitz wechseln?
Kinder bis zum Alter von 15 Monaten, nach Empfehlung von Experten sogar 2 Jahren, sollten ausschließlich in entgegen der Fahrtrichtung ausgerichteten Babyschalen bzw. Kindersitzen transportiert werden. Denn in dieser Position wird die Aufprallwucht bei einem Unfall am besten abgemindert.
Sind Sitzerhöhungen ohne Rückenstütze in Deutschland erlaubt?
Rückenlose Sitzerhöhungen sind in Deutschland erlaubt – ab einem Gewicht von 15 kg bzw. 22 kg (je nach Prüfsiegel). Für manche Modelle gilt eine Mindestgröße von 1,25 m.
Dürfen Kinder im Kindersitz auf dem Beifahrersitz mitfahren?
Kinder dürfen im passenden Kindersitz auch auf dem Beifahrersitz mitfahren. WICHTIG: Bei rückwärtig angebrachten Kindersitzen bzw. Babyschalen MUSS der BEIFAHRER-AIRBAG IMMER DEAKTIVIERT WERDEN. Andernfalls kann es bei Unfällen zu schwerwiegenden oder gar tödlichen Verletzungen kommen, wenn der Airbag auslöst.
Alle Angaben sind ohne Gewähr. Regelungen und Gesetze können sich jederzeit ändern.