Endlose Strände im Süden und wilde Wanderdünen im Norden: Fuerteventura, die zweitgrößte Insel der Kanaren, lockt die Touristen mit seiner natürlichen Vielfalt in Scharen. Doch es gibt bis heute auch die andere, weitgehend unentdeckte Seite: Fuerte, wie die Bewohner ihre Insel nennen, ist das am dünnsten besiedelte Gebiet der Karnaren. In der Hauptstadt Puerto del Rosario leben nicht einmal 40.000 Menschen. Drumherum zieht sich eine faszinierende Landschaft aus Vulkanen und schwarzen Lavafeldern. Sie zieht Besucher an, die vor allem eines suchen: Ruhe.
Fernab der geschäftigen Tourismushochburgen besteht die Insel bis heute vor allem aus idyllischen Fischerdörfern. Hier fahren die Bewohner noch täglich mit ihren Booten raus auf den Ozean, um die Kochtöpfe in den urigen Fischlokalen zu füllen. Viele Ortschaften sind nur über holprige Schotterposten mit dem Mietwagen zu erreichen. Doch ist man erstmal dort, ist die ruckelige Anfahrt schnell vergessen. Abenteuerlustige mieten am besten gleich am Flughafen einen Geländewagen von Avis – und erkunden die ursprüngliche Schönheit Fuerteventuras auf eigene Faust.
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Ajuy ist ein verschlafenes Fischerdorf an der wildromantischen Westküste. In seiner winzigen Bucht liegen bunte Fischerboote vor Anker. In den Hafenlokalen kommt der tägliche Fang direkt auf den Tisch. Ein Idyll wie es im Buche steht, wäre da nicht dieser obskure Beiname, den die Bucht seit langem trägt: Playa de los Muertos, der Strand der Toten. Der rührt nicht etwa daher, dass hier der Atlantik wild tosend auf die tiefschwarze Lavasandküste peitscht und für eine gefährliche Unterströmung sorgt, sondern weil in die Bucht immer wieder Piratenhorden einfielen und blutige Spuren hinterließen.
Einst war Ajuy der wichtigste Hafen der Insel und verband Fuerteventura mit dem Rest der Welt. An dem Küstenstreifen soll der Normanne Jean de Bethencourt 1402 seinen Eroberungsstreifzug durch die Insel gestartet haben. Unweit des Lavastrandes befinden sich die Höhlen von Ajuy, im 15. und 16. Jahrhundert ein beliebtes Versteck der Piraten. Direkt vom Strand führt ein Fußweg über die Steilküste dort hin, vorbei an Überresten des alten Hafens und fossilen Gesteinsformationen. Geformt durch die starke Brandung und Erosion reichen die Höhlen teilweise mehrere hundert Meter in die Felsen hinein.
Wer mit dem Mietwagen entlang der Westküste weiter Richtung Norden fährt, sollte auf halber Strecke zwischen Ajuy und El Cotillo die Augen offenhalten. Hier fällt der Weg sachte zum Strand hinab, bis er plötzlich vor dem kleinsten Fischerdorf der Insel endet: Puertito de Los Molinos. Von den meisten Besuchern wird dieses Kleinod übersehen, da es versteckt in einer felsgesäumten Bucht direkt am Atlantik liegt.
Auf den ersten Blick wirken die weißen Häuser heruntergekommen. Hat man es aber zu Fuß erstmal zwischen den Häuserwänden vorbei zum Wasser geschafft, wird man mit einem einzigartigen Ausblick und einem authentischen Einblick in den kanarischen Lebensalltags belohnt: Im letzten Haus zwischen den Felsklippen befindet sich ein familienbetriebenes Restaurant, in dem jeden Tag der Fischfang aus der vergangenen Nacht zubereitet wird. Am Wochenende speisen hier auch wohlhabendere Bewohner aus der Inselhauptstadt, die die Abgeschiedenheit schätzen.
Weiter nördlich wird die Region touristischer. Verschont geblieben von den Urlaubermassen ist jedoch das Hafenstädtchen El Cotillo. Umgeben von einsamen, oft nur über Steinwege und Felsen erreichbaren Lagunenstränden mit glasklarem Wasser und weißen Sand, weht ein beständiger Hauch von kanarischem Lebensgefühl: Die weißen Häuser reihen sich entlang der schmalen Gassen, dazwischen poppen gemütliche Fischlokale und Tapasbars auf. Neben den Einheimischen leben hier vor allem Surfer, die in den Buchten vor den steilen Klippen stets auf der Suche nach der perfekten Welle sind.
Um den alten Ortskern von El Cotillo wurde ein neuer Stadtteil gebaut, der das Fischerdorf für Touristen zugänglicher machen soll. Während im alten Hafen weiter die winzigen Fischerboote der Einheimischen schaukeln, holen im neuen die Segelboote der Tauchschulen neugierige Besucher für Tauchgänge ab.
Von Morro Jable aus führt eine 20 Kilometer lange Staubpiste ins verträumte Fischerdorf Puerto de la Cruz. Hier gibt es nur eine Handvoll Häuser und Bars. Touristen verirren sich selten in die südlichste Ortschaft der Insel, die auf den ersten Blick fast wie eine Geisterstadt wirkt. Doch der Schein trügt. In Puerto de la Cruz ticken die Uhren einfach anders. Am Ortseingang befinden sich Boulebahnen, wo sich Einheimische die Zeit vertreiben. Passiert man den Ortsrand, stößt man auf kleine Restaurants, in denen täglich fangfrischer Fisch und kanarische Spezialitäten wie Sopa de Pescad (Fischsuppe) auf den Tisch kommen. Puerto de la Cruz mit seinem Strand El Puertito ist ein Idyll fernab üblicher Touristenspots. Allen, die den Weg hierher finden, bietet es etwas ganz Besonderes: einen unverstellten Blick auf das Leben der Majeros.
Seinen ursprünglichen Charme hat sich auch das Fischerdorf Las Playitas, etwa fünf Kilometer östlich von der Hafenstadt Gran Tarajal, bewahrt. Malerische weiße Häuser liegen verschachtelt an einem steilen Berghang. Davor bereiten sich der feine Vulkansandstrand und das tiefblaue Wasser des Atlantik aus. Zwischen den Häusern schlängeln sich enge Gassen. Die gemütlichen Restaurants an der kleinen Uferpromenade sind für ihr exquisites Angebot landestypischer Fischgerichte nicht nur über die Dorfgrenzen, sondern auch über Fuerteventura hinaus bekannt. Selbst diese Leckerbissen rücken aber in weite Ferne, wenn die Abendsonne das Dorf in rosa Licht taucht und die Fischer mit ihren Booten und dem Tagesfang zurück in den Hafen schippern. Dann bleibt kurz die Zeit stehen – und das Leben kehrt zurück zu seinem Ursprung. Die „Trattoria Rossi“ besticht nicht nur durch ihre Delikatessen, sondern ebenso durch ihre Lage. Planen Sie genug Zeit für einen Strandbesuch (oder einen Übernachtungsstopp) vor oder nach dem Essen ein.