Karge Hochebenen, endlose Weiten, windige Küsten und von Efeu umrankte Burgen und Schlösser: Irland ist ein Sehnsuchtsort vieler. Wer auf der Insel unterwegs ist, erlebt sie deshalb am besten mit allen Sinnen. Bei einem Glas Guinness in einem urigen Pub etwa - oder bei der Fahrt mit dem offenen Fenster entlang der Klippen, wo vom Atlantik her stets die salzige Meeresbrise weht. Mit seinen rund 70.000 Quadratkilometern ist Irland gerade einmal so groß wie Bayern. Dennoch sollte man mindestens zwei Wochen für eine Rundreise mit dem Mietwagen einplanen. Im Linksverkehr geht es mehr als 1.200 Kilometer quer über die grüne Insel. Wo Sie unbedingt Halt machen sollten, erfahren Sie hier.
Autovermietung IrlandRund 50 Kilometer nördlich von Dublin liegt, umgeben von keltischen und prähistorischen Stätten, das beschauliche Küstenstädtchen Drogheda. Grasbewachsene runde Erdwälle und Gräben füttern noch heute die Legenden um den sagenumwobenen Hill of Tara. Hier befand sich einst das kulturelle und politische Zentrum des Landes und 142 Könige schwangen nacheinander das Zepter. Noch vor den Kelten wurde von den ersten Einwohnern der Schicksalsstein Lia Fáil in die Erde versenkt. Der Legende nach soll er laut aufgeschrien haben, wenn der rechtmäßige König ihn berührte.
Ganz in der Nähe, am Ufer des Flusses Boyne, befinden sich 5.000 Jahre alte Hügelgräber. Doch Newgrange, auf Irisch Brú na Bóinne, ist mehr als nur eine weitläufige letzte Ruhestätte. Es gilt als Wunder der Baukunst und gigantische astronomische Uhr. Seit tausenden von Jahren endet hier pünktlich zur Wintersonnenwende die längste Nacht des Jahres in einem spektakulären Lichtspiel: Betritt man durch den 19 Meter langen Gang das größte Hügelgrab, gelangt man in einen kleinen Raum, der durch das Sonnenlicht hell erleuchtet wird.
Von Irlands Ostküste geht es mit dem Mietwagen einmal quer durch die Insel in den Westen, wo sich ein georgianisches Juwel versteckt: Im 18. Jahrhundert wurde nach Plänen des Architekten James Wyatt am Flussufer des Carrowbeg das beschauliche Städtchen Westport für englische und schottische Siedler erbaut. Bis heute zeugen die georgianischen Häuser von dieser Zeit, die sich im Wechsel mit stattlich gewachsenen Bäumen um einen achtseitigen Platz reihen. Am Westrand der Stadt liegt das Westport House, das einst auf den Grundmauern eines der Schlösser der Piratenkönigin Grace O’Malley errichtet wurde. Wer die hübschen Parklandschaften und die anmutige Architektur des Herrenhauses hinter sich lässt und in den Kerker hinuntergeht, kann Relikte von O’Malleys Anwesen entdecken.
Unweit der 200-Seelen-Gemeinde Murrisk erhebt sich wie ein graugrüner Zylinder der Croagh Patrick, Irlands heiligster Berg. Jedes Jahr stapfen unzählige Pilger den moosigen, aber steilen Pfad hinauf. Auf dem Weg zum Gipfel auf 765 Metern gibt es einen kleinen Steinhaufen, um den besonders Reumütige sieben Runden drehen müssen, während sie das Vaterunser beten. Vor 1.500 Jahren war die Gegend ein Zentrum der heidnischen Welt, bis der Heilige Patrick 441 hierherkam und das Christentum auf die grüne Insel brachte.
In Limerick, eine der ältesten Siedlungen des Landes, reihen sich an breiten Straßenzügen imposante, georgianische Stadthäuser farbenfroh aneinander. Im mittelalterlichen Herz der Stadt, auf King’s Island, ragt am Ufer des Shannon eine der besterhaltenen mittelalterlichen Burgen empor. Von hier aus kann man mit dem Auto Irlands ursprünglichste Dorfidylle erkunden. In Adare quetschen sich zwischen einem feudalen Schloss und einem alten Franziskanerkloster an den engen Gassen niedliche, reetgedeckte Backsteinhäuser neben Antiquitätengeschäfte, Galerien und urig-gemütliche Pubs.
Weiter im Süden führt auf steilen Serpentinen der Healy Pass in die karge, einsame Landschaft der Caha Mountains hinauf. Auf mehr als zwölf Kilometern – und vorbei an unzähligen grasenden Schafen – zieht sich der Pass über die Beara Halbinsel mit ihren zerklüfteten Steilklippen und tiefen Ufereinschnitten. Nur wenige Reisende verirren sich hier her und so hat man romantische Seen wie den Glenmore Lake mitunter ganz für sich allein.
Vor der Halbinsel liegt im tiefblauen Atlantik die westlichste bewohnte Insel von Irland: Dursey erreicht man nur über eine alte Seilbahn, denn für Fähren sind die Strömungen vor den Klippen zu gefährlich. Statt Schwimmwesten hängen Gebetstexte in den Gondeln und ähnlich abenteuerlich wie die Überfahrt ist auch die Insel selbst. Hier ist kaum eine Menschenseele zu Hause. Stattdessen grasen überall Kühe und Schafe.
Die 179 Kilometer lange Panoramastraße Ring of Kerry auf der Halbinsel Iveragh ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Dementsprechend teilt man sich die Route fast immer mit Busladungen an Touristen. Es mag wie ein Paradox klingen, dass Irland dennoch ausgerechnet auf dieser Landzunge seine unbändige Seite zeigt: Schafe grasen auf den teils grünen und teils mit Heidekraut bewachsenen Hügeln, über steil abfallenden Klippen drehen Möwen kreischend ihre Runden. Und zwischen den mit Rhododendron-Büschen überzogenen Berghängen bringen immer mal wieder freilaufende Kühe den Verkehr zum Erliegen. Dazwischen schlummern schnucklig aufgeräumte Dorfgemeinschaften wie Sneem mit seinen bunten Häusern, Pubs und kleinen Läden oder das reetgedeckte Bog Village.
Etwas weiter nordöstlich, zwischen Weizenfeldern und anmutigen Gestüten, schieben sich am Ufer des Nore die dunkelgrauen und mit fossilen Muscheln gesprenkelten Kalksteinfassaden der Stadt Kilkenny hervor. Einem Labyrinth gleich schlängeln sich die mit Kopfstein gepflasterten Gassen im mittelalterlichen Stadtkern an dreistöckigen Häuschen und Backsteinbauten mit bunten Türen vorbei. Dazwischen ruhen majestätisch Abteien, Kathedralen und die bröckelnden Stadtmauern. Mittendrin sitzt prunkvoll das viktorianische Schloss aus dem frühen 13. Jahrhundert, an dessen Außenmauern sich Efeu hochrankt. Kilkenny gilt als Zentrum des Kunsthandwerks und ist ein Bilderbuchbeispiel für irische Gastfreundschaft. In den Pubs und Restaurants dauert es nicht lange, bis man ins Gespräch mit den Einheimischen kommt. Das beliebteste Gesprächsthema ist das ganze Jahr über das Wetter.
Bevor die Route mit dem Mietwagen zurück nach Dublin führt, geht es noch durch die Wicklow Mountains. Dort sind weite Teile der von eiszeitlichen Gletschern glatt geschliffenen Berge von Moorlandschaften überzogen und der höchste Wasserfall Irlands prasselt zwischen Eichen und Pinien hinunter. Bei Glendalough befindet sich eine alte Klostersiedlung, wo zwischen unzähligen Gräbern mit den typischen Keltenkreuzen verstreut Kapellen und Kirchenruinen brachliegen. Die Tour führt bis zum Rand des Gebirgszugs, wo am Horizont die ersten Häuser von Dublin aufblitzen – und sich die Straße zurück ins Tal schlängelt.