Rustikal und herzhaft, so könnte man die mallorquinische Küche kurz und knapp beschreiben. Viele traditionelle Gerichte bestehen aus gegrilltem Fleisch wie Kaninchen, Lamm oder Spanferkel, frischem Fisch (achten Sie auf das Label „pescado fresco“ für den einheimischen Fang) und deftigem Gemüse wie Kartoffeln und Auberginen. Dazu gibt es meist Oliven, Tomaten und frisch gebackenes Brot.
Getreu dem Motto „wo Einheimische essen, gibt’s auch authentische Kost“ führt unser kulinarischer Roadtrip mit dem Mietwagen einmal um die Baleareninsel – auf der Suche nach dem deftigen Herzen Mallorcas. Ein verlängertes Wochenende oder bis zu fünf Tage sind ideal für diese Reise, denn neben Gourmet-Schmankerl verstecken sich entlang der Route auch einige der schönsten Strände und abgelegenen Felsbuchten der Insel.
Autovermietung Palma de Mallorca flughafenNoch bevor wir Palma verlassen, kehren wir zum ersten Mal zünftig ein: Das einstige Fischereiviertel Santa Calina – benannt nach einem ehemaligen Krankenhaus, welches der heiligen Catalina aus Alexandria gewidmet wurde – hat sich jüngst zum hippen, kulinarischen Zentrum Mallorcas entwickelt. Rund eineinhalb Kilometer östlich der Kathedrale von Palma erstreckt sich das Viertel mit seinen engen Gassen, kleinen Fischerhäusern mit Vorgärten und alten Wildmühlen fast bis zum Hafen. Auf engsten Raum versammeln sich, von Touristen bislang weitgehend unbemerkt, traditionelle Fischrestaurants und Cafés. Im Herzen des Viertels liegt die Markthalle, wo es neben fangfrischem Fisch, Oliven, inseleigene Ölen und Weinen auch die schmackhafteste Paella der Insel gibt – in der Bar „Joan Frau“.
Bar Joan Frau: http://www.mercatdesantacatalina.com/en/puesto/5-bar-joan-frau---can-frau.html
Rund 50 Kilometer Richtung Süden beherrscht statt Großstadthäusern unberührte Natur die Landschaft. Weißer Sand und türkisblaues Wasser wecken Karibikflair. Statt Palmen wippen am Playa Es Trenc jedoch hochgewachsene Pinienbäume im Takt der Mittelmeerbrise. Die schlechte Nachricht: Der langgezogene Naturstrand ist längst kein Geheimtipp mehr. Dennoch verteilen sich auf der fünf Kilometer langen Sanddünenlandschaft die Sonnenhungrigen so gut, dass sich immer ein lauschiges Plätzchen findet. Ein noch ruhigeres Strandparadies lockt nicht weit entfernt hinter dem Küstenort Colonia St. Jordi: Rund sieben Kilometer südlich von Es Trenc öffnet sich die nächste Landzunge. Dort dehnt sich in einer geschützten Bucht hinter Pinienwäldern versteckt der tiefgoldene Sandstrand von Es Carbó aus. Kleinen Yachten liegen in der Bucht vor Anker und am Strand herrscht wesentlich weniger Ansturm als am Es Trenc.
Herrlich unaufgeregt und gemütlich geht es auch in der urigen „Casa Manolo“ in Ses Salines zu, das rund sechs Kilometer inseleinwärts liegt – und sich damit perfekt für das Abendessen nach einem ausgiebigen Strandtag eignet. An lauen Sommerabenden genießt man an den dunklen Holztischen vor dem Eckrestaurant lokalen Wein und köstliche Tapas, stets mit Blick auf die Dorfkirche. Spanisches Lebensgefühl pur! Drinnen baumeln von der Decke die für das Land so typischen Räucherschinken. Die Tapas-Vitrine ist stets mit Fleischbällchen, Meeresfrüchtesalat und Artischockenherzen gefüllt. An den Wänden erzählen Fotos Geschichten aus vergangenen Tagen, denn das familiengeführte Restaurant wurde bereits 1945 eröffnet. Ursprünglich als „Bodega Barahona“ bekannt, wurde aus dem Restaurant später die „Casa Manolo“, angelehnt an den Spitznamen des Chefs, den die Dorfbewohner ihm verpassten. Die ziehen sich gern ins Obergeschoss zurück, um bei Kalamar in eigener Tinte, in Salz gebackenem Fisch und Hummer-Eintopf den neuesten Tratsch auszutauschen. Da die „Casa“ stets gut gefüllt ist, sitzt man hier kuschlig nebeneinander. Es empfiehlt sich, vorab einen Tisch zu reservieren.
Entlang der Dorfstraße versammeln sich Tür an Tür weitere Cafés, die sich abends in gemütliche Bars verwandeln. Gleich am südlichen Ortseingang liegt die Bar „Orient“, die, seit 60 Jahren von der Familie Catalina Burguera geführt, ein beliebter Treffpunkt der Dorfbewohner ist.
Casa Manolo: http://www.bodegabarahona.com/
Die Route mit dem Mietwagen führt weiter zur rund 70 Kilometer entfernten Stadt Artà, die sich am Fuße eines Burgbergs mit Wallfahrtskirche in der Bucht von Cala Torta ausbreitet. Auf dem Weg dorthin verstecken sich am nordöstlichen Zipfel Mallorcas die Dünen von Cala Mesquida, die allerdings nur über einen auf Stelzen befestigten Holzsteg zu erreichen sind. Steigt man am Ende der Holzpromenade die Stufen zum Ort hinauf, blickt man über die Bucht und die angrenzenden Pinienwälder bis zur Cala Torta.
Über eine enge, kurvige Asphaltstraße, die irgendwann in eine Schotterpiste übergeht, erreicht man die kleine Bucht, wo sich rechts und links entlang des türkisfarbenen Wassers eine üppige Felsenlandschaft ausbreitet – ein Paradies für Surfer. Direkt am Strand in einer kleinen unscheinbaren Holzbude, der Bar Cala Torta, gibt es, so heißt es, die besten gegrillten Garnelen der Insel. Alles, was am Morgen im Fischnetz landet, wandert unter den wachsamen Augen der Gäste auf den Grill. Ebenfalls ein Highlight ist die Parrillada, eine gemischte Fischplatte mit frischem Brot, Oliven und Tomaten.
Von hier aus geht es ins Inselinnere, wo sich nach rund 60 Kilometern die Kulisse von Mallorcas drittgrößter Stadt am Horizont abzeichnet: Inca ist vor allem als mallorquinische Lederhauptstadt bekannt, denn hier wurde 1871 die erste Schuhfabrik der Insel errichtet. Die kulinarische Reise führt allerdings aus einem anderen Grund nach Inca: In den Kellern des Marktstädtchens verbirgt sich ein wichtiges Stück mallorquinische Kulturgeschichte. Denn hier gibt es noch die rustikalen Cellers, die Kellerlokale, wie etwa der „Celler Can Amer“. Von den einst mehr als 100 Cellers sind nur noch eine Handvoll übriggeblieben. Wo ursprünglich Wein gekeltert und gelagert wurde und im 14. und 15. Jahrhundert verfeindete Clans stritten, schlagen sich heute vornehmlich Einheimische in geselliger Atmosphäre die Bäuche voll. Zwischen gewaltigen Holzfässern und Kupfergeschirr hinterm Tresen werden Lomo con col (Schweinrücken mit Kohl), die mallorquinische Streichwurstspezialität Sobrassada de Mallorca, mit Auberginen gefüllte Schweinshaxe, Lammschulter, Sepia-Tintenfisch oder auch die Kartoffelpfanne Frito Mallorquín serviert. Nach dem Essen genießt man einen Hierbas de Mallorca, den typischen Kräuterschnaps aus Anis.
Celler Can Amer: www.celler-canamer.es
Nur vier Kilometer von Inca entfernt liegt das Bergdörfchen Mancor de la Vall in einem Tal zwischen den östlichen Ausläufern des Tramuntana-Gebirges. Die Fahrt dorthin führt vorbei an Feldern und Olivenhainen und endet zwischen kleinen Häusern im typisch mallorquinischen Sandsteinstil. Hoch über dem Dorf erhebt sich der Klosterberg Santa Llúcia. In dieser gemütlichen Kulisse hat sich die Köchin Maria Salinas vor einigen Jahren ihren Traum von einem Dorflokal erfüllt. Hinein in das Restaurant, das nach der Chefin benannt ist, geht es durch eine grün gestrichene Holztür, hinter der sich auf zwei Etagen kleine Tische und Stühle verteilen. Ausschließlich lokale Produkte vom heimischen Markt werden hier verwendet und auf der täglich wechselnden Speisekarte tauchen Spezialitäten wie Sobrassada (allerdings hier mit Schokolade!), cremiger Kartoffel-Thunfischsalat oder auch Fisch „negrito“ mit Kartoffelpüree, und sonnengetrocknete Tomaten auf. Dazu werden hausgemachtes Brot, Olivenöl und Salz gereicht. Da das Dorf an keiner Durchgangstraße liegt, verirrt sich kaum ein Tourist dort hin. Oftmals wird Mancor de la Vall mit dem Bilderbuchort Valldemossa an der Ostküste verglichen – nur eben ohne volle Busse und Besuchermassen.
Maria Salina: https://www.facebook.com/mariasalinaschef.es/