Portugal füllt gerade einmal ein Viertel der Fläche von Deutschland. Trotz dieser überschaubaren Größe gilt es als das vielfältigste Land Südeuropas. Von hier aus stachen die Entdecker in eine neue Welt in See. Im Süden scheint an 300 Tagen unentwegt die Sonne, im Hinterland ragen Burgruinen und Paläste auf den Hügeln hervor. Und dort, wo die hohen Wellen des Atlantiks an die Küste knallen, schlummern kleine Fischerdörfer und geschichtsträchtige Seebäder vor sich hin. Mit dem Auto geht es im Zick-Zack durch das Land. Start ist in Porto an der Nordwestküste.
Porto ist die Stadt mit den typischen alten, bunten Häusern, die unzählige Erinnerungsfotos und Postkarten zieren. Hier am Flussufer des Douros hat der portugiesische Architekt José Carlos Cruz eine ehemalige Fischauktionshalle mit viel Liebe zum Vier-Sterne-Hotel mit Avantgarde-Charme umgebaut. Das „Vincci Porto“, indem traditionelle portugiesische Küche serviert wird, liegt nur zehn Autominuten vom historischen Stadtkern entfernt – der perfekte Ausgangspunkt, um mit dem Mietwagen Portugal zu erkunden.
Autovermietung PortugalKnapp 40 Autominuten von Porto liegt Aveiro. Mit seinen Kanälen und den bunt bemalten Moliceiros-Booten wird die Stadt gern „Venedig von Portugal“ genannt. Doch Aveiro ist viel mehr als eine südliche Version der Lagunenstadt: Es ist ein typische portugiesische Ortschaft, in der der Alltag gemächlich seinen Gang geht – und in der eben Boote auf den Kanälen umherfahren. Früher wurde mit ihnen Seetang zur Befruchtung der Sanddünenfelder gesammelt. Mittlerweile sammeln die Moliceiros fleißig Touristen ein und schippern sie durch die Wasserstraßen der Stadt.
Aveiro erlangte im 15. und 16. Jahrhundert als Ablegestelle portugiesischer Entdeckerschiffe Berühmtheit. Heute blitzen die Feuer der Leuchttürme an den umliegenden Küsten auf und weisen den Schiffen den Weg, wenn die Sonne untergeht. Die Altstadt des kleinen Küstenorts gilt als Schmuckstück der Jugendstil-Architektur. Bunt gestreifte Fischerhäuschen aus Holz, die so genannten „Bajeirus“, zieren die Strandpromenade. Überall riecht es hier nach Salz, das am Stadtrand produziert wird. In den kleinen Konditoreien dagegen wird eine besonders süße Spezialität serviert: die Ovos Moles de Aveiro. Frei übersetzt heißt das so viel wie „weiche Eier“. Tatsächlich handelt es sich um einfaches Gebäck aus einer Zucker-Eier-Mixtur, das in Oblaten gefüllt oftmals kleinen Meerestieren gleicht.
Die Route führt landeinwärts nach Coimbra, das auf halbem Weg zwischen Porto und Lissabon am rechten Ufer des Rio Mondego liegt. Coimbra war bis 1911 die einzige Universitätsstadt des Landes. Der barocke Turm der Alma mater, die Capela de São Miguel, ragt hoch über die Altstadt und ruft mit seinem Glockengeläut die Studierenden zu den Vorlesungen. Durch enge Gassen und an dicken Mauern vorbei führt der Weg durch die Altstadt, wo sich die Häuser am Hügel aufwärts aneinanderreihen. Die zahlreichen Studierenden bringen Schwung und internationales Flair in die ansonsten ruhige, alte Stadt. In Coimbra gibt es mehr Szenekneipen und Avantgarde-Bühnen als in vielen anderen Orten Portugals. Um die vielen Straßenkünstler sammeln sich regelmäßig kleine Menschentrauben. Und auch in den urigen Cafés der Stadt vergisst man schnell die Zeit. Dabei sollte man sich kurz vor Sonnenuntergang zum westlichen Ufer des Mondego aufmachen, um einen einzigartigen Ausblick auf Coimbra zu genießen. Dann nämlich wird die Altstadt in ein sanftes Abendrotgold getaucht und für einen kurzen Moment scheint es so, als würde Coimbra von innen aufleuchten.
Mit dem Mietwagen geht es weiter ins Landesinnere von Portugal, vorbei an großen Granitfelsen und dichten Kastanienwäldern, dorthin, wo die Zeit stehengeblieben scheint. Das kleine Dorf Sortelha wird von einer Burg überragt, die in 760 Metern Höhe still auf einem Felsen ruht. Einstöckige Granithäuser säumen die schmalen Dorfgassen und versetzen Reisende schnell ins Mittelalter. Ringförmig um den Ortskern liegen abschüssige Felsen, die früher als Verteidigungsmauern dienten und dem Dorf seinen Namen gaben.
Die Zeitreise setzt sich im rund 55 Kilometer entfernten Monsanto in der Region Breira fort. Auf dem Weg dorthin breitet sich nach Südosten das Gebirge der Serra da Malcata aus. Monsanto nahe der spanischen Grenze wird gern als „portugiesischstes Dorf Portugals“ bezeichnet. Kleine Steinhäuser pressen sich zwischen riesige Granitfelsen, die als Dach und Wände dienen. Schmale Kopfsteinwege führen entlang der Felsenkapellen vorbei an putzigen Gärten mit Orangen- und Zitronenbäumen, an Hauseingängen vor denen noch immer Thalas, die traditionellen Tongefäße für Oliven, stehen. Das Leben hier hat noch seinen ursprünglichen Charme, an den Straßenecken sitzen die oft älteren Bewohner plaudernd zusammen. An den Wochenenden zieht es junge Menschen aus den entfernt liegenden Städten hier her. Immer mehr der alten Häuser werden zu Wochenenddomizilen umrestauriert.
Durch einen Landstrich reich an Korkeichen und Olivenbäumen geht es mit dem Mietwagen ins südliche Portugal, vorbei an abgelegenen Gehöften und weißen Mittelalterstädten. Hier in der Hochebene von Alentejo liegt Évora. Wie ein Ring umschließt eine Mauer den Stadtkern mit seinem Gassengewirr und den Baudenkmälern aus mehr als zwei Jahrtausenden. Unter römischer Besatzung war Évora eine wichtige Festungsstadt und während des Mittelalters galt es als Zentrum für Wissenschaft und Kunst. An der höchsten Stelle erheben sich fast theatralisch 14 korinthische Granitsäulen, die einst zu einem Tempel gehörten und später in einen Schlachthof umgewandelt wurden.
Außerhalb der Ortschaften ist in der Provinz Alentejo oft weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Stattdessen zieren Hügellandschaften, bunte Blumenwiesen und Korkeichenwälder die Straßenränder. Aus dieser Idylle heraus führt die Portugalroute mit dem Mietwagen zurück an die Westküste mit ihren tosenden Naturgewalten. An der 140 Meter hohen Felskante des Cabos da Roca ragt Europas westlichster Festlandzipfel ins Meer, gesichert von einem rotweißen Leuchtturm, der bedächtig über die krachenden Ozeanwellen mit ihren schaumigen Kronen wacht.
Weiter küstenabwärts liegt an der rauen Atlantikküste der Nationalpark Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina, an dessen Ostrand sich eine Straße vorbei an Fischerdörfern mit weißgekalkten Häusern bis in den Süden schlängelt. Von ihr zweigen kleine Straßen direkt zum Meer und zu teils menschenleeren Stränden ab. Größtenteils naturbelassen gehört der Naturpark zu den schönsten Küstenabschnitten Europas. Am Ponte de Sagres verbrachte auch Heinrich, der Seefahrer, die letzten Jahre seines Lebens, gründete eine Marineschule und verwirklichte seinen Traum: Expeditionsschiffe legten hier ab, um die Welt jenseits der Kanaren zu entdecken. Im Mittelalter noch wurde am südwestlichsten Zipfel Europas übrigens das Ende der Welt vermutet. Heute warnt ein Leuchtturm am Cabo de São Vicente bei Sagres die zahlreichen Schiffe vor den hohen Felsklippen.