Wenn der Himmel weiß-blau ist und sich Menschen aller Altersgruppen auf den Bänken in den Biergärten versammeln, ist die Welt in Südbayern in Ordnung. Hier, wo sich die Felsbastionen auftürmen und die Zugspitze und die Königsschlösser Besucher aus aller Welt anlocken, führt die Deutsche Alpenstraße tief hinein in die vielfältige Natur- und Kulturlandschaft des Freistaats.
Rund 450 Kilometer schlängelt sich die Strecke, umgangssprachlich auch als Queralpenstraße bekannt, vom Bodensee zum Königssee. Kurvenerprobt sollte man sein, wenn man sich mit dem Mietauto auf den Weg macht. Dafür wird man mit Panoramablicken auf idyllische Dörfer, kleine Bäche, Seen und Hügel belohnt. Der Routenverlauf geht auf einen Reisebericht des bayerischen Königs Maximilian II. aus dem Jahr 1858 zurück. Zu Fuß soll er die Strecke bereist haben, um Land und Leute kennenzulernen. Heute fährt man mit dem Auto von Ost nach West. Die Highlights der Deutschen Alpenstraße lassen sich theoretisch an einem Tag erkunden. Wer die Region jedoch näher kennenlernen möchte, plant am besten zumindest drei bis vier Reisetage ein. Wir zeigen Ihnen einige Orte, die Sie keinesfalls verpassen sollten.
Vom Flughafen München aus erreichen Sie mit dem Mietwagen in rund zwei Stunden Lindau am Bodensee, den westlichen Ausgangspunkt der Deutschen Alpenstraße. Von hier aus geht es über den Rohrbach Anstieg hinein in die Allgäuer Berge und im Zick-Zack-Kurs über den Oberjochpass bis nach Füssen.
Schlichte Bürgerhäuser mit bunten Fassaden und gotischen Häusergiebeln reihen sich entlang der verwinkelten Gassen. Die kleinen, aber lebhaften Plätzen, sind voller gemütlicher Straßencafés, die Atmosphäre erinnert ein wenig an Italien. Für viele ist Füssen Sehnsuchtsort und Ausgangspunkt zugleich, um in die Märchenwelt König Ludwigs II. einzutauchen. Kaum ein bayerischer Herrscher ist so in Erinnerung geblieben wie er. In der Abgeschiedenheit der Berge hatte sich Ludwig II. mit Neuschwanstein einen tempelgleichen Palast als
Hinter Füssen lohnt es sich, die Alpenstraße kurz zu verlassen. Kleine Abzweiger führen in winzige Bergdörfer, wo urbayerisches Brauchtum mit zünftigen Volksfesten, Weißbier und traditioneller Musik noch gelebt wird. Bei Wildsteig führt der Weg in den Wald hinein zum versteckt gelegenen Forsthaus Unternogg bei Altenau. Hier, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen, soll schon Ludwig II. eingekehrt sein. Heute stärken sich auf den urigen Holzbänken meist hungrige Wanderer bei Leberkäse, Wurstsalat und kühler Apfelschorle.
Einmal im Leben auf den höchsten Berg Deutschlands, das ist für viele Alpin-Fans ein Muss. Wer sich mit dem Mietwagen auf den Alpentrip begibt, wird spätestens bei Oberau das erste Mal rechts ranfahren, um das Alpenpanorama zu genießen. 2.962 Meter ragt die Zuspitze dort in den Himmel.
Mit etwas Glück bietet sich bei der Ankunft am Eibsee am Fuße des Bergmassivs ein weiterer Augenschmaus: Bei klarem Wetter spiegelt sich das Zugspitzpanorama im Wasser. Hier führt auch eine Seilgondelbahn vom Tal auf den Gipfel. In nur wenigen Minuten überwinden Sie auf 4,5 Kilometern Drahtseil fast 2.000 Höhenmeter. Weltrekord! Oben angekommen, wartet ein 360-Grad-Panorama mit Blick auf Österreich, die Schweiz und das Alpenvorland.
Zwischen Oberau und dem Eibsee liegt der bekannte Wintersportort Garmisch-Partenkirchen, ein beliebtes Reiseziel zu jeder Jahreszeit. Auch, weil hier noch Traditionen gelebt werden. Hauptsächlich fürs Gemüt, aber auch ein bisschen für die Touristen. Die Hauswände, mit typischer Lüftlmalerei verziert, erzählen Geschichten der Vergangenheit. Viele Frauen tragen noch das klassische Dirndl. Hier befindet sich auch der Eingang zu einem der schönsten und gleichzeitig bizarrsten Naturschauspiele in ganz Bayern, der Partnachklamm. Seit der Eiszeit hat sich die Partnach Zentimeter für Zentimeter immer tiefer durch das Felsplateau gefräst. Der Weg durch die Klamm wurde ursprünglich für Holzfäller angelegt, um Baumstämme auf dem Wasser zu transportieren. Heute führen die etwa 700 Meter Wanderer über Brücken und Stege vorbei an den schroffen Felswänden der Schlucht.
Weiße Häuser mit geschnitzten Balkonen und Giebeldächern säumen die kleinen Straßen entlang des Tegernsees etwas weiter westlich auf der Alpenstraße. „Lago di Bonzo“, der See der Reichen, so nennen die Einheimischen ihn manchmal. Er ist kein Geheimtipp mehr, aber dennoch einen Stopp wert. Über fünf Kilometer erstreckt sich die Seepromenade. Gasthäuser und Gartenwirtschaften reihen sich vor der oberbayerischen Alpenkulisse mit schneeweißen Berggipfeln aneinander.
Lassen Sie den Motor für eine Weile ruhen und steuern Sie zu Fuß das herzogliche Bräustüberl an. Wer es deftig, laut und urig mag, ist hier bestens aufgehoben. Schöne und Reiche, Einheimische und Zugereiste mischen sich im „Wohnzimmer vom Tegernsee“, um bei – „sauguader“ – Brotzeit und köstlichem Tegernseer Bier den Abend traditionell ausklingen zu lassen. Die Gegend um den Tegernsee und Schliersee gilt als das Genießerland der Deutschen Alpenstraße. Hier haben sich zahlreiche Restaurants und Cafés der bayerischen Wirtshauskultur auf höchstem Niveau verschrieben und bieten regionale Spezialitäten wie Schweinshaxe und Brezen an.
Über Sudelfeld und Tatzelwurm führt die Alpenstraße weiter entlang der deutsch-österreichischen Grenze zum Chiemsee, dem bayerischen Meer unter den Seen. Zugegeben, mit rund 80 Quadratkilometern Fläche ist es ein eher überschaubares Meer. Doch wenn an einem sonnigen Spätsommertag die Segler ihre Runden ziehen und sich die Badegäste im kühlen Nass tummeln, ist die Größe nur noch Nebensache.
Vom Hafenstädtchen Priem aus gelangt man mit dem Schaufelraddampfer auf die Insel Herrenchiemsee, wo Ludwig II. das deutsche Versailles hat erbauen lassen. Ein bisschen Nostalgie und Gedanken an die gute alte Zeit bestimmen hier das Leben. Unterbrochen wird die idyllische Gemütlichkeit nur von der weltweit ältesten Dampfstraßenbahn, die seit 1887 tagein, tagaus über die Schienen vom Bahnhof Priem zum Hafen und wieder zurückrattert.
Hinter dem Chiemgau führt der Straßenverlauf direkt hinein ins Herz des Berchtesgadener Landes, vorbei an sattgrünen Wäldern und blühenden Almwiesen, auf denen die Halsglocken der Kühe im Kautakt über die Wiesen schallen. Das Land zu Füßen des Watzmanns ist wild und ursprünglich zugleich. Hier ziehen Adler ihre Kreise und Steinböcke klettern geschickt die Felswände entlang. Im Sommer wird auf den Almen täglich frischer Hüttenkäse serviert.
Für einen letzten Gänsehautmoment auf dieser Reise ist eine Bootsfahrt auf dem smaragdgrünen Königssee, zwischen Watzmann und den Berchtesgadener Alpen, Pflicht. Auf halber Strecke Richtung St. Bartholomä unterbricht der Kapitän die Fahrt, holt seine Trompete hervor und gibt das berühmte Königssee-Echo zum Besten. Der krönende Abschluss der Deutschen Alpenstraßen-Fahrt.